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Silber: Der ignorierte bullische Preisfaktor
Theodore Butler

Nachdem ich den Silbermarkt nun bereits seit mehr als drei Jahrzehnten genaustens studiere, fällt es mir sehr schwer zu glauben, dass der bedeutendste Preisfaktor des weißen Metalls noch immer weitestgehend unbekannt ist. Zugegebenermaßen hat der Großteil der Investorengemeinschaft kein besonders ausgeprägtes Interesse für Silber und das wird sich wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern. Doch unterbewertete Investments haben auch ihre Vorteile. Immerhin ist der Silberpreis in der Vergangenheit schon mehrfach schneller und höher gestiegen, als die Kurse praktisch aller anderen Assets, und auch heute deutet eine Vielzahl von Faktoren wieder auf einen bevorstehenden Kurssprung gigantischen Ausmaßes hin.

Die Faktoren, die auf eine starke Aufwärtsbewegung des Silberkurses schließen lassen, beziehen sich alle auf die unvorstellbar kleine Menge physischen Silbers, das für Investitionszwecke verfügbar ist. Der überwiegende Teil des im Laufe der Jahrhunderte geförderten Silbers wurde für industrielle Anwendungen benötigt und kann nicht mehr wiedergewonnen werden. Zusammen mit der Tatsache, dass die Kaufkraft der Anleger weltweit heute größer ist als je zuvor in der Geschichte der Menschheit, erinnert mich das an die Worte des berühmten Silberspekulanten Bunker Hunt, der sagte, eine Explosion des Silberkurses sei nur eine Frage der Zeit. 

Ja, Silber hat auch tiefere Abstürze hinter sich, als andere Rohstoffe, aber da der Preis seit seiner letzten Spitze bereits um mehr als 70% gefallen ist, kann die nächste Bewegung nur nach oben gerichtet sein.

Dennoch berichten auch diejenigen, die den Silbermarkt sehr genau beobachten, nur erstaunlich wenig über den einen Faktor, der einen enormen Anstieg der Silberpreise in Zukunft praktisch garantiert. Dieser Faktor ist JPMorgan Chase, die größte und bedeutendste Bank der Vereinigten Staaten, die im Laufe der letzten fünf Jahre die größten in Privatbesitz befindlichen Silbervorräte der Weltgeschichte angelegt hat - genau gesagt 500 Millionen Unzen. Nur die US-Regierung besaß früher mehr Silber als JPMorgan heutzutage, doch das war vor fast einem Jahrhundert, als Silber noch für normales Münzgeld verwendet wurde. 

Die USA besaßen damals sogar mehrere Milliarden Unzen Silber. Heute ist das allerdings nicht mehr der Fall, denn die Regierung hat ihre gesamten Silberreserven verkauft.

Zudem hatte die US-Regierung niemals die Absicht, mit ihren Silberbeständen einen Gewinn zu erzielen. JPMorgan hat die halbe Milliarde Unzen Silber dagegen einzig und allein in der Absicht erworben, daraus so hohe Profite wie nur irgendwie möglich zu ziehen. Den größtmöglichen Gewinn kann die Bank jedoch nur erzielen, wenn der Silberpreis das höchste, maximal mögliche Niveau erreicht. 

Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass alle Silberbesitzer enorm profitieren werden, sobald die Bullionbank alles in ihrer Macht Stehende tut, um sicherzustellen, dass der Silberpreis so weit wie möglich nach oben klettert. Ich werde gleich noch darauf zurückkommen, was JPMorgan dafür tun muss, doch lassen Sie mich zuerst die Tatsache untermauern, dass die Bank 500 Millionen Unzen des Edelmetalls angehäuft hat.

Die meisten Menschen denken im Zusammenhang mit Banken vor allem an Girokonten und Privatkredite und sind meist zunächst überrascht, wenn sie hören, dass JPMorgan sogar mit Rohstoffen wie Silber handelt. In Wahrheit ist JPMorgan schon seit Jahren die Bank, die im außerbörslichen OTC-Handel am stärksten in den Handel von derivaten Rohstoffkontrakten auf Gold und Silber involviert ist. Obwohl JPMorgan schon schon seit Langem an den Rohstoffmärkten agiert, lassen sich die spezifischen Entwicklungen, die dazu führten, dass die Bank 500 Millionen Unzen physischen Silbers kaufte, gut nachverfolgen lässt.

Im OTC-Handel war JPMorgan bereits vor der Finanzkrise der Marktteilnehmer mit dem größten Handelsvolumen an Edelmetallderivaten. Nachdem das US-Finanzministerium und die Federal Reserve die Bullionbank im März 2008 baten, die insolvente Investmentbank Bear Stearns zu übernahmen, fand sich JPMorgan plötzlich auch in der Rolle des größten Gold- und Silberhändlers an der COMEX wieder. Damals wussten nur wenige, dass Bear Stearns an der New Yorker Terminbörse zuvor die meisten Gold- und Silberkontrakte geshortet hatte. Mit der Übernahme der Investmentbank übernahm JPMorgan gleichzeitig auch deren Rolle als größter Leerverkäufer am Edelmetallmarkt.

Es scheint zwar, als hätte JPMorgan Bear Stearns auf Anfrage der Regierung hin aufgekauft, aber die Daten einer anderen Regierungsbehörde, der Börsenaufsicht CFTC, weisen eindeutig darauf hin, dass es JPM anschließend gelang, den Silbermarkt zu dominieren und den Silberpreis zu manipulieren, indem die Bullionbank an der COMEX die größte konzentrierte Short-Position auf Silber-Futures beibehielt und immer wieder der Marktlage entsprechend anpasste. (Ich beschwerte mich damals übrigens bei den Aufsichtsbehörden und wies auf das manipulative Vorgehen von JPM in Bezug auf den Silberpreis hin. Es gelang mir, eine Untersuchung zu veranlassen, doch die Einflussnahme setzte sich fort.)

In den Jahren direkt nach der Übernahme von Bear Stearns machte JPMorgan hunderte Millionen Dollar, weil die Bank bei steigenden Preisen praktisch unbegrenzt viele Silber-Futures leerverkaufen konnte. Dadurch gab der Silberpreis wieder nach und JPM kaufte die Kontrakte billiger zurück. Diese kontinuierliche Manipulation hatte zur Folge, dass der Preis des weißen Metalls zu lang zu niedrig war und sich Ende 2010 die ersten Anzeichen einer physischen Knappheit bemerkbar machten. 

Das unumstößliche Gesetz von Angebot und Nachfrage gewann die Oberhand und die Silberpreise schossen bis zum April 2011 bis auf fast 50 $, nachdem das Edelmetall bei seinem Tief gegen Ende des Jahres 2009 bei unter 9 $ notiert hatte. JPM war mit seinen Short-Positionen auf Silber an der COMEX auf eine solche Kursentwicklung nicht vorbereitet gewesen und musste sich mit dem Betreiber der Terminbörse, der CME Group, zusammentun, um den stärksten Abverkauf in der jüngeren Geschichte der Rohstoffmärkte zurechtzubasteln und die Bank vor gewaltigen Verlusten zu bewahren.

Nachdem die Manager von JPMorgan angesichts ihrer enormen Short-Positionen während der Silberrally bis zum April 2011 in den drohenden Abgrund geblickt hatten, wurde ihnen plötzlich bewusst, wie wenig physisches Silber wirklich auf der Erde existiert. Infolgedessen entschieden sie, dass die richtige Seite im Silberhandel die Long-Seite ist, nicht die Short-Seite. Ich gebe gern zu, dass ich JPMorgan als kriminelles Unternehmen betrachte, zumindest im Hinblick auf die Geschäfte der Bank am Silbermarkt, aber ich denke auch, dass es sich dabei um die schlausten Betrüger am Markt handelt. 

Meine Definition von schlau schließt mit ein, dass man aus seinen Fehlern lernt. Die Tatsache, dass JPM während der Silberpreisrally im Jahr 2011 auf der falschen Seite stand, hat die Bank davon überzeugt, so viel Silber zu kaufen, wie sie bekommen kann.

Der Entschluss, so viel Silber wie möglich zu kaufen, und der tatsächliche Kaufprozess sind allerdings zwei völlig unterschiedliche Dinge, selbst wenn man JPMorgan heißt und über quasi unbegrenzte Kaufkraft und beispiellose Marktfähigkeiten verfügt. Man platziert nicht einfach eine Kauforder über eine halbe Milliarde Unzen Silber und macht Feierabend - man benötigt Zeit, Geduld und Geschick. Das wird vor allem deutlich, wenn man bedenkt, wie wenig Silber zu Investitionszwecken weltweit wirklich verfügbar ist. Egal, wie reich oder mächtig die Bullionbank ist - angesichts der realen Angebotslage würde es Jahre dauern, 500 Millionen Unzen Silber anzuhäufen. Und genauso war es ja auch.

 

JPMorgan wusste, dass die Menge des weltweit verfügbaren physischen Silbers durch eine Reihe unabänderlicher Faktoren begrenzt wird, insbesondere dadurch, dass es ganz allgemein nicht gerade viel Silber gibt (rund 1,3 Milliarden Unzen in Form von 1.000-Unzen-Barren), und dass davon nur ein geringer Anteil - nicht mehr als wenige Prozent - zum aktuellen Marktpreis verkäuflich ist. 

Erschwert wird die Situation zusätzlich durch die Gewissheit, dass nicht nur die bestehenden, verfügbaren Reserven extrem gering sind, sondern dass auch der Großteil des neu geförderten und gewonnen Silbers bereits für die Industrie reserviert ist, die das Edelmetall für die verschiedensten Fertigungsprozesse benötigt. Die Investitionsnachfrage konkurriert folglich mit allen anderen Formen der Silbernachfrage, wodurch am Silbermarkt eine einzigartige Situation entsteht. In den letzten Jahren waren nach Abzug des übrigen Silberbedarfs jährlich weniger als 100 Millionen Unzen Silber zur Deckung der Investmentnachfrage verfügbar.

Innerhalb der letzten fünf Jahre wurden von denen, die über substantielle Silbervorräte verfügen, keine großen Mengen verkauft. Andererseits haben auch weder diese noch andere Investoren große Silberkäufe getätigt. Da die Investoren in den letzten fünf Jahren praktisch weder Silber kauften noch verkauften, konnte JPMorgan nur die "Reste" aufsammeln, d. h. den Teil des neu produzierten Silbers, der nicht von der Industrie nachgefragt wurde. Es dauerte fünf Jahre, bis JPM seine 500 Millionen Unzen Silber angehäuft hatte. Mehr konnte die Bank nicht kaufen, ohne die Preise in die Höhe zu treiben.

Wie ich schon in früheren Artikeln beschrieben habe, verwendete JPM verschiedene Strategien, um seine enormen Silberreserven anzulegen. Als führender Marktteilnehmer und größtes Lagerhaus der COMEX und in seiner Rolle als offizieller Verwalter und tonangebender Market Maker des weltweit bedeutendsten Silber-ETFs SLV war JPMorgan in einer privilegierten Position und in der perfekten Ausgangslage, um praktisch die gesamte neu verfügbare Silberproduktion der letzten fünf Jahre aufzukaufen. Trotz aller Bestrebungen, diese Silberkäufe vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, sind einige wichtige Hinweise zum Vorgehen von JPM seit dem April 2011 ans Licht gelangt.

Dazu zählt unter anderem die Eröffnung von JPMorgans Silberlagerhaus für den Handel an der COMEX im April 2011, sowie der Beginn beispielloser physischer Umsätze in den Silberbeständen der Bank, die bis zum heutigen Tag anhalten. Durch die zahlreichen wöchentlichen Änderungen konnte JPM hunderte Millionen Unzen Silber abzweigen, die im COMEX-Lagerhaus oder in anderen nicht öffentlichen Tresoren der Bank gelagert werden. Während JPMorgan noch vor fünf Jahren nicht eine einzige Unze Silber besaß, verfügt die Bank heute über die größten Silberbestände der COMEX. 70 Millionen Unzen, fast die Hälfte des gesamten COMEX-Silbers, werden in ihren Tresoren verwahrt. 

2012 hat JPM 100 Millionen Unzen Silber, die die Bank im Auftrag der Anteilseigner des SLV verwahrte, aus einem ihrer Londoner Depots entfernt und an einen anderen Ort transferiert, um Platz für ihr eigenes Silber zu schaffen. Trotz seiner enormen Short-Positionen an den Papiermärkten hat das Unternehmen begonnen, sich Silber-Futures in Form von physischem Metall ausliefern zu lassen. Allein im letzten Jahr hat JPM auf diese Weise insgesamt 45 Millionen Unzen Silber erworben und dabei die erlaubte Höchstmenge Monat für Monat fast oder gänzlich ausgereizt. Zu sagen, dass JPMorgan fast der einzige Marktteilnehmer an der COMEX war, der sich physisches Silber ausliefern ließ, ist nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt.

Die cleverste Methode der Bullionbank, ihre physischen Silberbestände aufzustocken, war es vielleicht, in den letzten fünf Jahren als führender Käufer für frisch geprägte Silver-Eagle- und Maple-Leaf-Münzen aufzutreten. Insgesamt hat JPM in dieser Zeit mehr als 100 Millionen Silver Eagles von der U.S. Mint und mindestens 50 Millionen Silver Maple Leafs von der Royal Canadian Mint gekauft - vielleicht auch viel mehr. Wie ich bereits früher erklärt habe, glaube ich, dass JPMorgan diese Münzen eingeschmolzen und zu 1.000-Unzen-Barren gegossen hat, um sie letzten Endes besser wieder verkaufen zu können.

Der bemerkenswerteste Aspekt beim Anlegen der enormen physischen Silberreserven durch JPMorgan ist jedoch, dass die Bank ihren Plan im Umfeld beständig sinkender Silberpreise verfolgen konnte, denn wie Sie wissen, ist der Silberkurs seit dem Hoch bei knapp 50 $ vor fünf Jahren stark zurückgegangen. Wie zum Teufel gelang es JPM bei kontinuierlich fallenden Preisen 500 Millionen Unzen Silber zu beschaffen, ohne dass es zumindest leichte Preissteigerungen gab? 

Ganz einfach - während die Bullionbank echtes Silber kaufte und einlagerte, drückte sie gleichzeitig an der COMEX den Preis nach unten, indem sie ihre manipulativen Short-Positionen behielt und entsprechend der Marktsituation anpasste. Das ist das perfekte Verbrechen: JPM manipuliert den Preis mit Hilfe von Leerverkäufen am Papiermarkt der COMEX nach unten und kann dadurch am physischen Markt billig einkaufen. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der das besser durchführen könnte, als JPMorgan, die mächtigste und einflussreichste Bank der USA.

Die Bullionbank hat nun die größten physischen Silberreserven der Geschichte angelegt und wird bei einem sprunghaften Anstieg des Silberpreises auch die größten Gewinne der Geschichte verzeichnen. Was also kann sie tun, um diese Entwicklung zu beschleunigen? Faszinierenderweise muss JPM nun gar nichts tun, um am Silbermarkt einen höheren Gewinn zu erzielen als jeder Investor und jedes andere Unternehmen zuvor. Das haben Sie richtig gelesen. 

Um zu garantieren, dass der Silberpreis auf astronomische Höhen steigt, braucht die Bank gar nichts zu tun. Insbesondere sollte sie bei der nächsten großen Rally keine Silber-Futures an der COMEX leerverkaufen. In den vergangenen fünf Jahren war es immer die Bullionbank, die die Silberrallys deckelte, damit sie ihre gewaltigen physischen Vorräte zu günstigen Preisen weiter aufstocken konnte. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass der Silberpreis in die Höhe schießen wird, wenn die Bank beschließt, dass in ihren Tresoren genügend Silber liegt, und wenn sie darauf verzichtet, ihre Short-Position an der COMEX weiter auszubauen. Ich schätze, dass dieser Tag bald kommen wird.

Diese spannende Geschichte ist bislang fast völlig unbekannt, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie entdeckt wird. Das Beste daran ist, dass sie der Schlüssel zu einer einmaligen Investitionsgelegenheit ist. Man muss nur das Gleiche tun wie JPMorgan Chase: so viel Silber kaufen, wie man kann, und dann darauf warten, dass die Bank sich selbst hilft. Dazu sind weder komplizierte Trading-Strategien noch riskante, fremdfinanzierte Finanzprodukte nötig. Kaufen Sie einfach echtes Silber und warten Sie ab.

 

Immerhin hat JPMorgan nichts anderes getan und da bereits fünf Jahre vergangen sind, werden wir uns wohl nicht mehr allzu lange gedulden müssen.


© Theodore Butler 

 

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